Blumen und Tomaten

Blumen und Tomaten

Bach & Puppen?

Bach & Puppen?

 

Bach trug vermuttlich Kniebundhosen, vielleicht sogar aus Leder. Aber was hatte er mit Puppen zu tun? Ich, ehemals Puppenspieler, habe ihn in einer Art Tanz-Pantomime zum Bach-Jubiläum in Eisenach einmal dargestellt, aber ausnahmsweise puppenfrei. Und jetzt, 2022, besuchte ich zum alljährlichen Treffen des „Nicht-Vereins“ FdkL mit ca. 25 Männern eine Art Puppenstubensammlung – unsere früheren Wanderungen sind aus Altersgründen heute eher Exkursionen wie diese.

 

Die Bachstadt Arnstadt hat neben Bach ein Kleinod zu bieten: „Mon Plaisir“. Das sind viele viele Puppen in Schaukästen. „Ein Kleinod der Kulturgeschichte ist die Puppenstadt "Mon plaisir", die von der Fürstin Auguste Dorothea von Schwarzburg-Arnstadt geschaffen wurde. Diese repräsentativen Kunskammerobjekte waren wohl nie zum Spielen gedacht, sondern zeigen bühnengleiche Abbilder der verschiedenen Lebenswelten einer kleinen spätbarocken Residenzstadt.“ liest man im Netz. Nun, die Fürstin hat sie nicht selber gebastelt, sondern kein Aufwand war zu schade und es arbeiteten gediegene Kunsthandwerker. Im Vergleich zu diesen Kosten waren die für den damals schon berühmten und angemessen bezahlten Stadt-Organisten J.S. Bach eher gering und die Schulden der Fürstin wuchsen. Um sie nach ihrem Tod etwas abzutragen, trug man sogar das Schloß ab und verkaufte es. Für Geld wechselte sie sogar die Religion und wurde mitten im protestantischen Thüringen katholisch. Kurz: Ihre jahrzehntelange Puppenbegeisterung war schon manisch.

 

Aber die ca. 20 cm großen Figuren zeigen wirklich maßstabgetreu und äußerst detailliert Kleidung, Frisuren und Umfeld damaligen Lebens. Und auch Arbeitens, es gibt auch Küchen und Werkstätten mit den darin Tätigen. Bei einer Restauration soll man sogar Medizin in den winzigen Behältnissen der Apotheke gefunden haben.

Eine Führung gab es nicht. Jedenfalls offiziell nicht. Aber dann doch – freundlich, sachkundig und unterhaltsam. Der nette Mann war vom großen Interesse unserer schwulen Wandergruppe – alle in kurzen oder Kniebundlederhosen – offensichtlich angetan und sprach prägnant aber unaufdringlich. Dabei war er „nur“ der Aufpasser, wie sich später herausstellte.

  

Soviel persönliches Engagement haben wir bei unserem diesjährigen Treffen nicht überall erlebt.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei diesem Unbekannten.