Blumen und Tomaten

Blumen und Tomaten

KAPELLMEISTER & KASPER

KAPELLMEISTER & KASPER


Neuer Generalmusikdirektor der Staatskapelle/Staatsoper Berlin

wird Christian Thielemann. 

Der wäre "Projektionsfigur für Linke wie Rechte" schreibt der Tagesspiegel (29.9.).

Aufgehängt wird das Ganze an einer unbewiesenen "uncorrecten" Äußerung Thielemanns, die nun dank Tagesspiegel u.a. weiter kreisen wird. Und damit rechtsaußen unterstützt, wo man sagen kann „Endlich sagts mal ein Prominenter!“

T. stehe „ für altmodische... Strukturen“ und passe nicht in das „liberale, weltoffene und vielfältige Berlin,“ äußert die Grüne Daniela Billing - mir in Erinnerung als Kulturausschußmitglied, die mit den anderen 2018 aus dem zweitgrößten Berliner Puppentheater ein weiteres Tanzbühnchen machte. Dank bester Seilscha... äh Vernetzung der Leiterin. Berlin - liberal, weltoffen, vielfältig? Ja, teilweise; aber auch schlampig, verfilzt und verfestigt inkompetent. Und schlicht provinziell.

Wenn der Tagesspiegel vor 2 Tagen (27.9.) auch schrieb, daß es das Gewünschte eben nicht gäbe: "... die sensationelle progressive Trans-Dirigentin, die als Flüchtling aus dem Westjordanland nach Deutschland kam, in ihrer Freizeit in der 'Berliner Tafel' arbeitet und Ehrenmitglied bei Ver.di ist", kann ich nur konstatieren: An der SCHAUBUDE, Zentrales Berliner Puppentheater, wird seit Jahren fast alles was nach Puppentheater riecht, rigoros ersetzt durch die "Objekt-Performance einer behinderten schwangeren Afrikanerin über ihre kolonialistische Vergewaltigung für Kinder ab 1,5 Jahren" - oft von fünftklassiger Qualität. Aber eben correct, divers - also auch mal asiatisch oder schwul/lesbisch - und gefeiert. Jedenfalls von einer Blase.

Dann also lieber der erstklassige aber konservative Thielemann (in einem ohnehin grundkonservativen Genre, dessen relevantes Repertoire vor 100 Jahren bei Puccini und Strauß endet). Jedenfalls solange hier Billing & Co. helfen, qualitativ gute UND wirklich kreative Kräfte teils brutal kaputt zu spielen. Wie an der SCHAUBUDE, die mich unlängst als „unsachlich und unverschämt“ und faktisch ohne soziale Kontakte schilderte - völlig realitätsfern. In einem Schreiben an alle ihre Mitarbeiter, nachdem ich einfach nur sachlich-kritisch die Vorgänge um die UNESCO-Ehrung des Kasperspiels - in Berlin ignoriert bis diffamiert - und das faktische Verbot meiner dazu erneuerten Geschichts-Revue „Kasparett - Deutschland ein Kaspermärchen“ (1979/2022) beschrieben hatte. Darin übrigens schon 1979 (DDR!) ein angeschwulter Kasper. Auch ein grüner, ein roter, ein brauner. Also maximal divers.

Das Stückverbot ist nur ein irrelevanter Kasperletheater-Sonderfall? Oder doch ein schwerwiegender Angriff auf die Meinungsfreiheit und etwas, was eine Gesellschaft spaltet, deren Führung bereit ist, bis zu 35 % dieser Gesellschaft als „rechts“ abzuschreiben?