13. internationale Puppenspiel-Biennale BIME in Evora, Portugal
Dieses Festival bietet Breite aus portugiesisch- und spanischsprachigen Ländern aus Europa und Übersee, dazu kamen Beiträge aus - in diesem Fall - USA, Frankreich, England, Dänemark und Mocambique. Ich vertrat Deutschland.
Eine kleine Stadt wie Evora erwies sich wieder einmal als vorteilhaft für ein solches Festival, hier gibt es kurze Wege, Übersichtlichkeit und die Vorstellungen werden von der Öffentlichkeit wirklich wahrgenommen - meist war es gut gefüllt oder übervoll. Kommunikation zwischen den Teilnehmern entsteht nicht zuletzt durch die gemeinsamen Mahlzeiten.
Es gab wieder kaum Puppenspielfernes, man setzt auf Puppenspiel, oft von beachtlicher Qualität, aber in großer Breite. Da war der US-Amerikaner Philip Huber mit seinen hochperfekten Varieté-Marionetten. Das war sicher für den breiten amerikanischen Geschmack zugeschnitten, aber eben auch allerbestes Handwerk und selten sieht man derart detailfähige Puppen. Wieder einmal war "Hugo und Ines" zu sehen, diesmal ohne Ines. Hugo aus Peru spielte seine bekannten Nummern wie die mit seinem Knie, was mit roter Nase zum Clown wird, und die das Publikum zu Begeisterung hinriß. Von Sofie Krog aus Dänemark kam eine Krimigroteske: "Das Haus" hatte viele Zimmer, belebt von skurrilen Handpuppen wie alten Ladys und Einbrechern, und als die Seele eines Sterbenden in den Haushund wechselte, steigerte sich die bestens umgesetzte Story ins Absurde.
Wesentlich bei diesem Festival sind auch immer die Straßentheater, die viel Zulauf haben, meist Varianten von traditionellem Kaspertheater.
Aus Mocambique kamen 4 m hohe Puppen, die zu lautem Trommeln eine ganz einfache, auf Dorfplätzen vorstellbare Geschichte spielten.
Bonecos de Santo Aleixo: Die gewissermaßen Heimtruppe Evoras spielt in der traditionellen Form der Region, des Alentejo. Vor der recht kleinen Bühnenöffnung ist ein Gitter vertikaler Schnüre gespannt, ursprünglich, um von den Führungsstäben der kleinen Stockmarionetten abzulenken. Gespielt werden Heiligenlegenden u.ä., aber durchsetzt mit viel heutigem Wortwitz - die Zuschauer um mich herum kamen aus dem Lachen nicht heraus.
Die Animation der simplen Figuren - meist haben sie nur einen einzigen Führungsdraht - besteht in der Tat meist im Schütteln und Aufstampfen, dies aber so vielfältig, daß durchaus von einer Kunst des Puppenschüttelns, jedenfalls einer ganz eigenen Stilistik gesprochen werden kann, die sie von ähnlichen Traditionen unterscheidet. Dazu wird musiziert und wunderbar mehrstimmig gesungen, es entsteht ein mitreißendes, energiegeladenes Ganzes. Die sicher beeindruckendsten Szenen sind die Auftritte des Engelchores - jede Puppe hat eine richtige brennende Kerze bei sich, was sie nicht hindert, wild zu tanzen.
Ich war erstaunt zu hören, daß diese seit 25 Jahren aktive Truppe, die Portugal mit Recht auch auf der Expo Hannover vertrat, noch nie auf einem deutschen Puppenspielfestival gespielt hat - wo man doch neben extrem Experimentellem immer auf "Authentizität" aus ist.
Einen recht starken Eindruck bietet auf youtube der clip:
"Bonecos de Santo Aleixo 1"
http://www.youtube.com/watch?v=PI2cLVqXFh8