Stefan Hellmann, Puppenspieler, 1951 - 2022
Er war kein Held. Aber er hat sich auch nicht zu einem solchen stilisiert, auch nicht, als er vom Puppenspieler zum Arbeiter herabgestuft wurde. Mit einem Kollegen hatte er während einer Vorstellung Bemerkungen geäußert, von einem Lauscher als staatsfeindlich eingestuft. Zu den Absurditäten des Staatssozialismus gehörte, Abtrünnige in die Produktion zu schicken, sie quasi zu dem zu machen, was offiziell „Führende Klasse“ hieß. Er hat es später nicht als Widerstands- und Opferlegende gepflegt.
Um wo auszuhelfen, habe ich mal mein „Entchen“ auf ihn übertragen und bald nach der Wende hat er einmal in meinem Treptower Cabaret Phillipp in einer Revue mitgespielt. Trotzdem führte das nicht zur üblichen Kumpelei und als ich in den Nuller Jahren Dürrenmatts „Alte Dame“ inszenieren wollte – mit Marionetten, für die junge Generation offensichtlich eine Zumutung – hat er sich ganz offiziell schriftlich beworben.
Stephan war öfter Puppenspieler in Ensembles. Damit hat er vielleicht ein fragwürdiges System unterstützt, das sich oft gegen Verbesserung wehrte und wo Minderqualität latent festgeschrieben war. Aber er war auch, was ein Ensemblepuppenspieler mit Teamgeist heute sein könnte, der bei allem Interesse an Grenzüberschreitung - Schau- und KLavierspiel - vor allem Puppenspieler ist. Also was eigentlich gebraucht würde, wenn keine fragwürdige Orientierung in der Ausbildung herrschen würde. Und wenn Berlins Theaterpolitik nicht so brutal ein Puppentheater verhindern würde, was wirklich eins ist und kein pseudomodernes Puppenspielvermeidungszentrum. Oder eine weitere Tanzspielstätte wie Stephans ehemaliges „Hans Wurst Nachfahren“-Puppentheater, das bei aller Kritik als einziges der Stadt noch regelmäßig Ensemblespiel zeigte.
Er war nur ein Jahr jünger als ich – aber ich hatte den Spätberufenen einmal als Puppenspielstudenten. Nun ist er vor mir gestorben. Es sollte doch eher umgekehrt sein.