Blumen und Tomaten

Blumen und Tomaten

Kulturstaatssekretär killt Puppentheater?

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Kurzkritik: “Es gibt Theaterabende, die hauen einen einfach um. Da stimmt dann alles: Text, Timing, Bühne, Konzept. Paulus Hochgatters Stück "Böhm" am Schauspielhaus Graz war solch ein Ereignis, 2018 hatte es dort Premiere” sagt die Rezension vom Bayrischen Rundfunk. Soweit das Regie und Spiel von Nikolaus Habjan betrifft, stimme ich dem voll zu; wie er mit den Klappmaulpuppen lange Dialoge spielerisch ausformt, das erinnert an Neville Tranter und Suse Wächter und ist wirklich grandios. Das Stück selbst verblieb trotz manchmal wunderbar trockenhumoriger Passagen für mich etwas unentschlossen zwischen Feier und Kritik des legendären Dirigenten Karl Böhm, der sich mit den Nazis arrangierte. Insgesamt dennoch großartig. Noch bis 3.5. online vom Schauspielhaus Graz

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(Flugblatt)

 

Daaas ist der Berliner Filz, Filz, Filz! Denn auch Lederer, der wills, wills wills!

BERLIN-KULTUR:

3 IRRSINNSTEURE OPERNHÄUSER -

ABER ABBAU VON CLUBSZENE

UND PUPPENTHEATER !!!

Guckt die Berliner Kulturpolitik nur hilflos zu beim Abbau? Nein, sie ergreift Initiative. 2018 machte sie handstreichartig aus dem allerletzten und unkompliziert erneuerbaren Ensemblepuppentheater Berlins ein weiteres Tanztheater. Nach der bösartig-sinnlosen Eliminierung des in Westeuropa einzigartigen DT-Pantomimeensembles nach der Wende durch CDU-Politiker machen es ihnen LINKE und GRÜNE nach. Motto: Hauptsa­che 3 Opernhäuser! Eine erhoffte Reparatur mancher Nachwende-Zerstörung blieb aus, wie die katastrophale Reduzierung des Budgets vom SCHAUBUDE-Puppentheater auf EIN DRITTEL, wodurch dort keine Eigenproduktionen, schon gar keine im Ensemble, mehr möglich sind. Das gleicht man durch Leiter aus, die das auch gar nicht mehr wollen und den Laden mit Dumping-eingekauften Miniproduktionen füllen.

PUPPEN- ZU TANZTHEATER: Aus den bekanntgewordenen Details ergibt sich der Verdacht einer wesentlichen, ja initiativen Beteiligung von Kulturstaatssekretär Dr. Wöhlert: Vorteilsvergabe an die neue Betreiberin des nunmehrigen “Theater Feld”.

Die sich vor allem mit ihren Netzwerken brüstet – hier wohl auch mit Seilschaften zu übersetzen. Für die Erhaltung als Puppentheater des bis dahin “Hans-Wurst-Nachfahren” hatten zuvor 16.000 Bürger unterschrieben. Politik und leider auch große Teile der Presse verkauften das nunmehrige Ergebnis verlogen als großartig, einzig der Tagesspiegel schrieb kritisch. Auch das Neue Deutschland schwieg in treuer Ergebenheit an seinen linken Kultur-Führer Lederer.

Die Kulturausschußvorsitzende Bangert wimmelte Forderungen, die Intrige zu untersuchen, immer wieder ab, einzig die AfD bot ein Gespräch an, zumindest ein telefonisches.

Nach einigem Protest dürfen im Theater Feld auch Puppenspieler auftreten – wie in jedem Sozioladen. Das Genre braucht aber vor allem PRODUKTIONSMÖGLICHKEITEN!!! Meine Anfrage betr. einer Ensembleproduktion wurde vom Feld-Theater schlicht nicht beantwortet.

Herr Dr. Wöhlert, wollen Sie als Intrigant und Genre-Rassist in die Berliner Theatergeschichte eingehen? Dann sorgen Sie für Untersuchung der Vorgänge – im eigenen Interesse!

Details s. unten

Peter Waschinsky

 

Nachtrag: Da ich immer wieder insistierte bei Kultur- und Petitions-Ausschuss, musste mir Dr. Wöhlert letztlich seine Version schreiben, die mich teilweise zwischen den Zeilen bestaetigt. Nun muesste eigentlich eine unparteiische Instanz untersuchen und klaeren, was stimmt. Aber die Kulturausschussleute scheinen allen Ernstes zu meinen, der "hohe Beamte" hat gesagt, wie es war.

Richter: Angeklagter, haben sie es gemacht? Angeklagter: Nein, ich bin unschuldig. Richter: Gut, sie koennen gehn, sie sind unschuldig. Anklaeger: Waaas? Wieso unschuldig? Richter: Ist doch ganz klar. Weil ers gesagt hat!

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Zum Autor: "Als ebenso originell-kreativer wie unbequem-streitbarer Künstler ist Waschinsky einer der markantesten Vertreter des zeitgenössischen deutschen Puppenspiels." (Internationale Enzyklopädie des Puppentheaters)

 

 

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Hanswursts Tod

DER HINRICHTUNGSABLAUF im Detail

Berlin 2020)

 

 

Schon einmal hatte Kultursenator Lederer für die Schließung des Puppentheaters Hans-Wurst-Nachfahren gegenüber dem Hausbesitzer Aufschub erwirkt. Nun, Mitte 2018, war die Frist vorbei.

Wieder erbat Klaus Lederer einen Aufschub. Umsonst. Vielleicht, weil nicht wirklich mit Nachdruck? Nach dem zweiten Versuch jedenfalls – das Haus war von der Truppe schon leergeräumt – kam plötzlich der Umschwung, eine weitere Frist von fünf Jahren.

 

Und in kürzester Zeit war aus dem Puppen- ein Tanztheater gemacht! Wie das?

Der Verdacht drängt sich auf, daß in Vorabsprache zwischen Kulturstaatssekretär Dr. Wöhlert und der neuen Betreiberin Gabi dan Droste auf diese orientiert wurde, worauf der Kultursenator noch einmal nachdrücklicher mit dem Hausbesitzer redete, der nun nachgab.

Wieso jedenfalls formulierte die dann folgende Ausschreibung so verdächtig, es müsse nun kein Puppentheater mehr werden? Und wieso gab es für die Ausschreibung nur eine 4-Wochenfrist Anfang bis Ende Juni 2018? Das Haus solle nicht lange leerstehen, schrieb Dr. Wöhlert dazu später. Aber die Jury trat doch erst im September 2018 zusammen, über zwei Monate nach Bewerbungsschluss – warum dann diese Eile? Und warum nicht statt Hektik eine Interimslösung wie bei Parkaue und Volksbühne

Das Team von HWN (Hans-Wurst-Nachfahren) stand in ästhetischer Kritik, die Senatsförderung wurde von der Jury ebenso regelmäßig abgelehnt wie sie von der Politik dennoch vergeben wurde. Nun, nachdem die alte Leitung in Rente gegangen war, wäre problemlos ein künstlerischer Neuanfang möglich gewesen. Aber als PUPPENTHEATER! Wie von 16.000 Bürgern per Unterschrift gefordert

Dass in vier Wochen kaum tragfähige Konzepte entstehen konnten, liegt auf der Hand. Dennoch: Von den 8 Bewerbern/Teams kamen 6 aus dem Puppentheaterbereich. Sinnvoll wäre ein Zusammenschluß mehrerer Puppenspielteams usw. gewesen, mit “Ensemblearbeit” im Kern. Lag dagegen das Tanztheaterkonzept schon in der Schublade, mit Hauruck durchgepeitscht – laut Berliner Kulturausschuß von einer “unabhängigen” Jury ?

 

Aber welches “unabhängige” Gremium hatte diese Jury berufen:

  1. Wieso bestand sie völlig unüblich nur aus 4 Personen; augenscheinlich fürchtete man kein Patt, was dafür spricht, daß das Ergebis schon vorher feststand.

  2. Es gab nur EINEN Puppentheatermann und

  3. keinen Vetreter des Stadtbezirks Temp.-Schöneberg – offensichtlich befürchtete man die bekannt Puppentheater-freundliche Haltung dieses Bezirks.

  4. ¾ der Jury waren Mitglieder der Senatsjury Darstellende Kunst, die ihre fragwürdige Haltung zum Puppentheater kurz zuvor durch die Vergabe einer als “Puppen/Figurentheater” deklarierten Förderung demonstriert hatte: Das Projekt “Shatter” erwies sich dann als reine Installation ohne jeden Puppenspielbezug, bekam aber 60.000 € - soviel hat noch nie auch nur annähernd ein wirkliches Puppenspiel-Einzelprojekt bekommen.

Dass das Genre Puppentheater in Berlin dringend bessere Ressourcen braucht, müsste der Politik bekannt sein. Statt dessen wurde ihm nun WIEDER etwas weggenommen. (Und das Problem eines GROSSEN Tanzhauses wurde durch dieses weitere kleine Haus andererseits nicht im Mindesten gelöst). Es erinnert an die hinterhältige Politik nach der Wende – als man der Berliner Puppenspielszene die Umwandlung des ehem. Staatl. Puppentheaters Berlin (Ost) zum Projekttheater SCHAUBUDE mit Budget-Erhöhung schmackhaft gemacht hatte, das Budget dann aber um ZWEI DRITTEL kürzte, so daß dort seit langem keine Eigenproduktionen mehr stattfinden. Und keine Ensembleaufführungen. Im reaktionären Denken der Politiker ist Puppentheater wieder billiges Ein- bis Zweimannspiel – und eigentlich nur für doofe Kinder.

Dieses vulgäre Denken spiegelt sich in der Senatsformulierung bei Bekanntgabe des neuen Theaterkonzepts am Winterfeldplatz, also im ehem. HWN-, nunmehr Theater Feld: Der nunmehrige Spielplan ginge “über das Puppenspiel hinaus”. Als hätte es das minderwertige Puppenspiel nötig, durch andere Genres aufgewertet zu werden. Es erinnert an die Querelen um das Staatsballett, das quasi “über das Ballett hinaus” profiliert werden sollte. Und die auch aus meiner Sicht Qualitätsprobleme des Berliner Puppenspiels haben zumindest mittelbar mit Berlins Kulturpolitik zu tun.

 

Ich habe – nicht zum ersten Mal – 2018 einen Puppenspiel- und Tanz-Abend mit einer klassisch/modern ausgebildeten italienischen Tänzerin realisiert. Hier nun meine “Tanz- und Ausländerfeindliche” Position:

Anders als im Ballett (im Schauspiel sowieso) hat das Berliner Freie Puppentheater keine Staatstheater-Entsprechung. In Berlin gibt es keinen einzigen festangestellten Puppenspiel-Künstler, nur ein paar Administratoren (Schaubude) und Dozenten (HS Ernst Busch). Wenn also Puppenspiel-Förderung z.B. mit der Tanz-Förderung verglichen wird, wird aus dem Tanzbereich grundsätzlich die institutionelle, also Dauer-Förderung für Staatsballett und Ballett des Friedrichstadtpalastes herausgerechnet (für doofe Erwachsene: Ich befürworte diese Förderung). So entsteht dann eine völlig unrealistische Relation.

Hinzu kommt die “Wucht” der Tanzszene mittels Masse: Insgesamt ist die Tanz/Ballett-Situation in Berlin besser als in vielen anderen Städten und Ländern, was natürlich viele Tänzer anzieht, die ja anders als zumeist Puppenspieler meist nicht mit Sprache arbeiten. So vergrößert sich die Tanzszene immer weiter und erhebt immer größere Ansprüche.

 

 

Nach einigem Protest u.a. von Puppenspielern ließ das nunmehrige THEATER FELD auch Puppenspieler spielen, wie in jedem Soziokulturladen. Als ich aber mein Tanz/Puppenspielprojekt anbot, und vor allem anfragte, ob denn auch einmal eine Ensemble-Puppentheater-Produktion möglich sei, kam keine Antwort. Die 150.000 € jährliche Senats-Förderung, die das dan Droste-Team mit dem Haus vom Puppenspiel “geerbt” hatte, möchte man wohl für sich behalten.